Sprach-, Sprech,- Stimm- und Schluckstörungen treten bei Erwachsenen in verschiedenen Bereichen und unterschiedlichsten Lebenssituationen auf. Um gezielte Therapien zu ermöglichen, ist es unsere Philosophie, spezifische und vor allem individuell abgestimmte Diagnostik- und daraus resultierende Therapieverfahren einzusetzen. Nur eine breitgefächerte Diagnostik, die neben Symptomerfassung auch die Kenntnisnahme der jeweiligen Lebenssituation und Ursachenforschung mit einbezieht, bietet uns und Ihnen eine individuelle Therapiegrundlage.
Folgende Therapiebereiche behandeln wir in unserer Praxis:
Dysphonie (Stimmstörung)
Die Dysphonie oder auch Stimmstörung lässt sich in zwei unterschiedliche Arten – je nach Ursache – einteilen und ist durch eine Veränderung oder Beeinträchtigung hinsichtlich Atemfluss, Stimmgebung,-leistung und –klang geprägt.
Eine Funktionelle Stimmstörung entsteht, wenn die Betroffenen ihre Atmung und ihren stimmbildenden Kehlkopf beim Sprechen „falsch“ oder zumindest nicht ökonomisch genug einsetzen. Dies führt zu Symptomen wie Heiserkeit, Räusperzwang, Missemfpindungen im Halstrakt, zum Beispiel „Kloßgefühl“, sowie Atemproblemen. Der Stimmklang ist meist gestört und die stimmliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt – sowohl in der Sprech- als auch in der Singstimme bei Laien- und Profisängern. Menschen mit sprechintensiven Berufen, zum Beispiel LehrerInnen, ErzieherInnen, ÄrztInnen ..., sind hiervon besonders betroffen.
Als Organische Stimmstörung bezeichnet man Erkrankungen des Stimmapparates, bei denen eine organische Veränderung vorliegt und somit den normalen Stimmfunktionsablauf behindert. So können beispielsweise Entzündungen, Lähmungen nach operativen Eingriffen oder Tumore dazu führen, dass die Stimmgebungsorgane nicht mehr richtig funktionieren – bis zum Ausfall der Stimme.
Abgestimmt auf die individuellen Ursachen und Symptome erarbeiten wir mit Ihnen eine gute Kommunikationsfähigkeit unter Einbezug von Körper-, Atemtherapie- und Stimmgebungsverfahren – mit dem Ziel, eine möglichst klangvolle, verspannungsfreie und leistungsfähige Stimme zu erhalten.
Artikulationsstörung
Die Artikulationsstörung oder auch Aussprachestörung wie zum Beispiel „Lispeln“ kann bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Aus den unterschiedlichsten Gründen ergibt sich bei vielen Erwachsenen doch noch der Wunsch oder die Motivation, den Aussprachefehler zu therapieren. Gelegentlich kommt es auch nach Zahnberichtigungen aufgrund der veränderten „Räume im Mund“ zu Ausspracheschwierigkeiten. In jedem Fall kann es für den Betroffenen hilfreich sein, die neuen Artikulationsgegebenheiten durch gezielte Übungen (zum Beispiel zur Mundwahrnehmung und –motorik) zu unterstützen und an einer korrekten Aussprache zu arbeiten.
Myofunktionelle Störung/funktionelle Schluckstörung
Eine Myofunktionelle Störung oder auch funktionelle Schluckstörung kann ebenfalls bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben und führt dann aufgrund des muskulären Ungleichgewichtes im Mundbereich zu Schluck- und Verspannungsproblemen oder Zahnfehlstellungen.
Unter Einsatz unterschiedlicher Konzepte aus Muskelfunktions- und Körperübungen wird eine ausgeglichene Muskelbalance im Mund-, Gesichts- und Halsbereich sowie eine physiologische Zungenruhelage erarbeitet und somit ein gesunder und spannungsfreier Schluckablauf ermöglicht.
Redeflussstörung
Die Redeflussstörung teilt sich in zwei unterschiedliche Bereiche auf – das „Stottern“ und das „Poltern“.
Beim Stottern handelt es sich um flüssige („lockere“) oder unflüssige („verkrampfte, verspannte“) Laut-, Silben-, Wort- und gelegentlich auch Satzteilwiederholungen, die mit Blockaden einhergehen können. Art und Ausmaß des Stotterns sind meist situationsabhängig und kann großen Schwankungen unterworfen sein. Stotternde leiden häufig unter ausgeprägtem Störungsbewusstsein. Begleitsymptome, wie zum Beispiel Augenzwinkern und -kneifen, resultieren aus dem Versuch, die eigentlichen Stottersymptome zu überwinden und sind erlernt.
Poltern ist im Gegensatz zum Stottern von einem überschießenden, sehr schnellen Sprechen gekennzeichnet. Die Aussprache ist aufgrund des Missverhältnisses von Sprechtempo und artikulatorischer Fähigkeit sowie Defiziten in der Wahrnehmung häufig sehr undeutlich und verwaschen. Die Laute werden sozusagen „verschluckt“.
Redeflussstörungen sind sehr komplexe Störungen, das heißt, eine Vielzahl von Komponenten wie Gefühle, Gedanken, Körperlichkeit oder soziale Rolle haben Einfluss auf die Symptomatik. Zielsetzung der Therapie ist es, dem Patienten sein Sprechen zu erleichtern und, wenn möglich, einen höheren Flüssigkeitsgrad und Verständlichkeit zu erreichen. Dazu sind zunächst sehr individuelle Grundlagen für eine entspannte Kommunkation zu schaffen. Darauf aufbauend kommen unterschiedlichste Verfahren aus den Bereichen Entspannung, Atmung, Selbstwahrnehmung, Stimmgebung und Arikulation. Therapieinhalte werden gegen Ende der Therapie mit unserer Unterstützung in das reale Leben durch das sogenannte „In-Vivo-Training“ übertragen, so dass die Therapieffekte nachhaltiger sind – wenn dies der Patient wünscht.
Aphasie
Bei der Aphasie, einer Sprachstörung nach Abschluss des Spracherwerbs, handelt es sich um eine durch Hirnschäden verursachte, zentrale Sprachstörung. Charakteristisch ist, dass alle Bereiche der Sprache in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein können: Das Sprechen, das Sprachverständnis, der Zugriff und Abruf von Worten, die Grammatik sowie das Lesen und Schreiben.
Dies kann sich beispielsweise darin zeigen, dass Worte nicht mehr genannt werden können oder stattdessen ein anderes Wort gesprochen wird. Wörter können aber auch leicht verändert oder gar nicht mehr verständlich sein.
Die wohl häufigste Ursache ist eine Hirnschädigung durch einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Weitere Ursachen können Hirntumore oder degenerative Erkrankungen wie zum Beispiel Morbus Parkinson und Multiple Sklerose sein.
Vorrangiges Ziel der Aphasietherapie ist die Verbesserung der sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten im Alltag, um den sozialen Rückzug der Betroffenen zu vermeiden. Das Therapiekonzept ist sehr individuell abgestimmt – je nach Art und Ausmaß der sprachlichen Einschränkungen - beinhaltet aber immer als wesentlichen Bestandteil den Einsatz von Dialogtraining, Rollenspielen und vor allem die Einbeziehung der Angehörigen, wenn möglich. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Kommunikation im Alltag dar. Bei besonders schweren Aphasien können auch kompensatorische Kommunikationsmöglichkeiten, wie beispielsweise Gesten, Symbole oder Zeichnen, zum Einsatz kommen.
Sprechapraxie
Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie ist wie die Aphasie neurologisch bedingt und tritt auch oft gemeinsam mit ihr auf. Sprechapraxien sind nicht durch eine Funktionsstörung der am Sprechakt beteiligten Organe zu erklären. Bei den betroffenen Patienten ist die Planung der zum Sprechen notwendigen Bewegungsmuster gestört. Deshalb lassen sie Laute aus, fügen welche hinzu oder sprechen sie in der falschen Reihenfolge. Zudem sind Sprechmelodie und –rhythmus verändert, so dass die Aussprache oftmals nur schwer verständlich ist.
Fokus der Behandlung der Sprechapraxie liegt immer direkt auf der Aussprache selbst, das heißt, je nach Ausprägung des Schweregrads auf Laut-, Silben- oder Wortebene. Zusätzlich sollen zum Beispiel Redefluss, Akzentuierung, Betonung oder Sprechgeschwindigkeit verbessert werden, um vorrangig eine bessere Verständlichkeit und größere Zufriedenheit mit dem eigenen Sprechen zu erlangen.
Dysarthrie und Dysarthrophonie
Patienten mit einer Dysarthrie, einer erworbenen neurogenen Sprechstörung, sprechen gepresst, undeutlich und verwaschen – bis hin zur Unverständlichkeit. Ursache sind Störungen in der Sprechmotorik sowie mangelnde Koordination von Atmung, Stimme und Artikulation aufgrund angeborener oder erworbender Hirnstörungen, wie zum Beispiel ein Schlaganfall oder Morbus Parkinson.
Wenn zudem noch die Atmung und die Stimmbildung im Kehlkopf beeinträchtigt ist, spricht man von einer Dysarthrophonie.
Je nach Störungsprofil des Patienten wird an einer Verbesserung oder Erhaltung verschiedener am Sprechen beteiligten Funktionen - Atmung, Artikulation und Stimmgebung – gearbeitet.
Dysphagie
Die Dysphagie, eine organisch-neurologisch bedingte Schluckstörung, tritt ebenfalls besonders häufig nach einem Schlaganfall auf. Aber auch nach Operationen und Bestrahlungen von Tumoren im Bereich des Halses und Mundes kann es zu Störungen des Schluckaktes kommen. Je nach Ausmaß erschweren Schluckstörungen die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme oder machen sie ganz unmöglich. Häufiges Verschlucken, Husten und Würgen können hierfür ein Anzeichen sein.
Nach einer besonders differenzierten und umfassenden ärztlichen und logopädischen Diagnostik hat die Therapie das Ziel, die Schluckfähigkeit wieder herzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Hierbei unterscheiden wir dann zwischen zielgerichteten Übungen für die betroffene Muskulatur sowie die Beratung bezüglich Nahrungsanpassung, Kostaufbau sowie eventuell benötigter Hilfsmittel.